ATG-Mehrkämpfer/Innen auf der Jagd zu Bestleistungen

Da in diesem Jahr die NRW-Meisterschaften im Mehrkampf nicht für die Männer/Frauen ausgerichtet wurden, mussten unsere Athleten der Männerklasse, die vor den Deutschen Meisterschaften noch einen Zehnkampf bestreiten wollten, in einem etwas größeren Radius nach einer Wettkampfmöglichkeit suchen. Die Wahl fiel auf die Baden-Württembergischen Meisterschaften in Weingarten, wo man zeitgleich zu den NRW-Meisterschaften an einem Mehrkampf mit gutem Teilnehmerfeld starten konnte.

So machten sich dann am Freitag vier Athleten mitsamt Trainerin auf den langen Weg nach Weingarten:

„Langer Weg“ kann man wohl sagen… Unglücklicherweise war der Anreisetag auch der erste Ferientag in NRW. Und obwohl das Navi uns alle halbe Stunde versicherte, dass wir uns auf der schnellsten Route befinden, sehen wir das im Nachhinein etwas skeptisch. Jedenfalls verbrachten wir 9 Stunden auf der Autobahn und schafften es gerade noch vor Mitternacht auf unsere Zimmer. Aber mit netter Gesellschaft lässt sich natürlich auch eine so lange Autofahrt gut aushalten.

Währenddessen erwies sich Lage als geeigneterer Standort zum Losfahren, und so war Silas Kriete so wie in den folgenden Tagen in jeder Laufdisziplin auch schon auf der Autobahn Gruppenschnellster.

Am nächsten Morgen konnte es dann endlich losgehen. Über die 100m fing das interne Duell der Männer direkt spannend an: So wurden Silas und Sebastian Giese im selben Lauf auf nebeneinanderliegenden Bahnen eingeteilt. Silas baute sich einen kleinen Vorsprung auf und gewann das Duell in 11.84s (PB). Für ihn war das der erste Lauf unter 12 Sekunden!! Sebastian kam knapp dahinter auf 11.88s (SB). Damit war ein perfekter Start in den Zehnkampf und der erste Schritt für Silas in Richtung DM gemacht.

Yannick Thiele musste an diesem Wochenende feststellen, dass die Form über die Saison hinweg leider nicht ganz linear verläuft. Er startete mit 12.09 Sekunden in den Zehnkampf, und war mit diesem Anfang nach schnelleren Zeiten im Frühjahr nicht zufrieden.

Im Weitsprung galt es für Silas und Sebastian, eine weitere lang überfällige Marke zu knacken. Silas legte sofort vor und landete im ersten Versuch bei 6.11m, endlich über 6m. Das konnte Sebastian nicht auf sich sitzen lassen und sprang im zweiten Versuch 6.04m. Da war der Jubel natürlich groß! Yannick fand besser in den Wettkampf als in der ersten Disziplin und landete mit 5.55m nahe seiner PB.

Nun konnte der Wettkampf auch für Lisa Schiffers losgehen, der es in ihrem ersten Jahr als Studentin schwer fällt, an die Leistungen aus dem Vorjahr anzuknüpfen. Über 100m Hürden gewann sie ihren Lauf mit großem Vorsprung, mit 16,73s blieb sie aber deutlich hinter ihrer Bestleistung.
Danach ging es direkt zum Hochsprung. Lisa zeigte gute Versuche über 1.52m, musste sich dann aber doch mit 1.48m zufriedengeben.

Weiter ging es bei den Jungs zum Kugelstoßen. Hier wollte es für Silas nicht so richtig laufen, er blieb mit 9.69m das einzige Mal am Wochenende hinter seinem DM-Plan. Aber halb so wild - beim Kugelstoßen verliert man nicht so viele Punkte. Sebastian hingegen konnte die Kugel auf unerwartet weite 11.42m (PB) stoßen und so lagen auch nach dem Kugelstoßen beide Athleten auf einem hervorragenden Kurs. Währenddessen hatte Yannick wieder Probleme, seine Leistung aus dem Frühjahr zu bestätigen und konnte sich über 11.15m nicht so richtig freuen. Aber wenn man einen halben Meter weiter stößt als noch im letzen Jahr und das inzwischen eine Weite ist, über die man sich nicht mehr freuen kann, dann ist das ja irgendwo auch etwas Gutes. :P
Lisa durfte als nächstes auch zum Kugelstoßen und konnte hier ein Erfolgserlebnis mitnehmen: Mit 9,11m stieß sie die Kugel zum ersten Mal mit neuer Technik über 9 Meter.

Im Hochsprung konnten die drei Jungs die gute Stimmung nutzen, dabei sprangen 1.48m (PB) für Yannick und 1.72m (SB) für Basti heraus. Anschließend zeigte Silas, wie gut er das nicht ganz rund gelaufene Kugelstoßen verarbeiten konnte, er griff wieder hochmotiviert an und stellte mit 1.84m seine PB ein.

Für Lisa kam es zum Abschluss des ersten Tages, die 200m liefen ähnlich wie die Hürden, sie dominierte ihren Lauf und gewann mit großem Vorsprung, blieb aber deutlich hinter der Zeit aus dem Vorjahr.

Zum Abschluss eines jeden Zehnkampftages ist für die Männer noch einmal Quälen angesagt. Das mag (fast) niemand, aber es fällt umso leichter, je besser die vorangehenden Disziplinen liefen. Für Yannick, der wie erwähnt nicht in der gewünschten Form starten konnte, war es daher besonders schwer. Er gewann trotzdem seinen Lauf, blieb mit 55,63s aber deutlich hinter dem, was die Trainingsleistungen erwarten ließen.
Die Männer hatten es aufgrund der bisher sehr schönen Leistungen leichter und durften wie erhofft wieder nebeneinander starten. Nach einem mutigen Lauf konnte Silas sich nicht mehr auf den Beinen halten und bremste relativ unangenehm auf dem Boden. Als wir die Zeiten erfuhren, war ihm das aber erstmal herzlich egal: 52.17s (PB) für Silas und 52.68s (SB) für Sebastian. Und wenn das Stadion Silas nun schreien hörte, war das sicherlich nicht wegen Schmerzen, sondern aufgrund einer weiteren wahninnigen Leistung und einem nahezu perfekten ersten Wettkampftag.

Nach einem leckeren Abendessen im zum Hotel gehörenden Restaurant mit lustiger Bedienung erwarteten uns am nächsten Morgen die Hürden im Stadion. Für die Männer ein aufregender Wettbewerb, denn beide konnten aufgrund von Verletzungen in den letzen Wochen kaum Hürden trainieren und hatten keine Ahnung, wie schnell sie die 110m bewältigen konnten. Nach dem Schuss lieferten sich beide ein Kopf-an-Kopf Rennen, das Silas auf den letzen Metern knapp für sich entscheiden konnte. Und wieder war im Ziel der Jubel groß - beide blieben mit 16.32s und 16.48s deutlich unter ihren alten Bestleistungen und waren nach Absolvieren der Wackeldisziplin Hürden dem Ziel DM-Quali schon wider ein großes Stück näher gekommen. Yannick legte nach und lief in 18,47s ebenfalls zur PB.

Währenddessen war Lisa beim Weitsprung und lieferte mit 5.17m eine solide Leistung ab.

Im Diskus hätten alle 3 Jungs gern etwas weiter geworfen. Mit PB (30.26m und 27.94m) für Silas und Basti und guten 29.63m für Yannick gab es eigentlich keinen Anlass zu Beschwerden.

Weiter ging es zum Stabhochsprung. Hier hatten Yannick und Sebastian in den vorhergehenden Wochen mit Problemen zu kämpfen. Yannick musste diesen leider Tribut zollen und kam über durchwachsene 2.70m nicht hinaus. Sebastian bekam seine eher mentalen Probleme dank viel Unterstützung endlich in den Griff und konnte mit 4.30m zum ersten Mal in dieser Saison wieder an die Sprünge aus dem Vorjahr anknüpfen. Währenddessen lieferte Silas einen blitzsauberen Wettkampf ab und knackte zum ersten Mal in seinem Leben die 4m Marke. Bei 4.10m angekommen merkte er die Müdigkeit aufgrund der vielen bereits absolvierten Sprünge. Und doch untermauerte er wieder einmal die mentale Stärke, die er das ganze Wochenende zeigte und katapultierte sich mehr durch puren Willen als durch schöne Technik über diese Höhe. Und die gewünschte Belohnung kam immer näher: Als gutem 1500m Läufer war ihm jetzt klar: Mit einem nur durchschnittlichen Speerwurf ist die Quali so gut wie sicher!

Für Lisa ging es nun zu den letztren beiden Disziplinen. Im Speer lief es ganz rund und das Wurfgerät landete mit guten 30,10m jenseits der 30m Marke.
Über die 800m ging sie, da die Motivation vor dem Lauf nicht mehr so hoch war wie bei den Wettkämpfen im letzten Jahr, das Rennen ruhiger an als sonst. Auf der letzten Runde packte sie dann doch noch der Ehrgeiz. Sie beendete den Lauf in 2:39,62min, einer guten Zeit, und kann für den nächsten 800m Lauf Einiges an neuer Erfahrung für die Renneinteilung mitnehmen. Nach Lisas letzter Saison hätte sie selber nicht gedacht, dass sie sich dieses Jahr mit 4042 Punkten und damit ohne DM-Quali zufriedengeben kann. Aber wenn man auf einmal Uni statt Schule nebenher machen muss und die Prioritäten sich dabei verschieben, dann kann man auch verstehen, dass es eine Saison mal nicht so rund läuft. So ist Lisa nicht überglücklich mit ihrem Ergebnis, aber trotzdem damit einverstanden.

Auch bei Yannick ging es schon weiter zu den letzen beiden Disziplinen. Und wenn man von den bisherigen 8 Disziplinen körperlich schon sehr mitgenommen ist, und aufgrund vieler nicht zufriedenstellender Ergebnisse auch der Kopf nicht mehr weiß, wo man noch Motivation hernehmen soll, dann laufen die auch nicht mehr wie ursprünglich erhofft. Jeder, der mit Yannick trainiert, weiß, dass er mehr als  31,94m im Speer und 5:00,10min über 1500m drauf hat. Aber anstatt seinen Wettkampf in diesem negativen Licht stehen zu lassen, gibt es durchaus auch Positives berichten: Yannick, der erst in seiner zweiten Saison als Zehnkämpfer ist, bleibt in diesem Mehrkampf mit 4.743 Punkten immer noch mehr als 200 Punkte über der Leistung aus dem letzen Jahr und lässt in vielen Disziplinen Potential erkennen.

Nun mussten noch Silas und Basti ihren Mehrkampf beenden. Silas brauchte im Speer zwar nur einen durchschnittlichen Versuch, aber durchschnittlich war an diesem Wochenende wirklich nicht sein Motto. Nach den 4m im Stab knackte er nun erstmals die 40m im Speer (40,90m). Sebastian blieb knapp unter dieser Marke mit 39,13m (SB).

Für Silas galt es nun vor allem, die DM Quali sicher ins Ziel zu bringen, was er in soliden 4:37,93min auch schaffte. Er landete damit bei 6093 Punkten und darf nun zum ersten Mal als Einzelathlet zu Deutschen Meisterschaften fahren. Herzlichen Glückwunsch, wohlverdient!
Basti musste für eine Deutsche Quali 5 Sekunden unter PB laufen. Doch es wurde bald klar, dass die Körner dazu fehlten. Mit 4:52,36min erreichte er insgesamt 5937 Punkte. Nach einem Zehnkampf mit Saisonbestleistung in jeder Disziplin war die Enttäuschung aber nichtig im Vergleich zur Freude. Und wer Basti kennt, der weiß, dass ein Teil von ihm auch froh ist, in 4 Wochen nicht schon wieder 400m und 1500m laufen zu müssen.

Alles in Allem blicken wir auf ein sehr erfolgreiches Wochenende mit vielen tollen Leistungen, aber auch außerhalb des Wettkampfes viel Freude zurück. Es gibt einfach wenige Dinge, die atmosphärisch so viel Spaß machen wie Mehrkampf.
Zum Abschluss daher noch einmal vielen Dank an die Trainerin, die für uns den weiten Weg auf sich genommen hat, und ohne die alle diese Leistungen, und auch der Spaß, nicht möglich wären.