Die diesjährigen NRW-Mehrkampfmeisterschaften fanden in Lage/Westfalen statt. Witzigerweise reiste unser Athlet Silas Kriete, obschon im Trikot der Kaiserstadt startend als „Lokalmatador“ an. Silas Kriete war in seiner Jugend für LG Lage-Detmold gestartet und im Zuge seines Studiums in die Aachener Trainingsgruppe gewechselt. Mitgereist nach Lage war auch sein Teamkollege Till Rüdiger, der bei den NRW-Meisterschaften seinen ersten U20-Zehnkampf bestreiten wollte.
Für beide Athleten begann der sonnige Tag mit einer neuen 100m-Bestzeit und damit überaus zufriedenstellend (Till 11,51s und Silas 11,35s). Beim nachfolgenden Weitsprung reichte Till ein erster Sprung. Er landete bei neuer PB von 6,05 m und entschloss sich, mit diesem Sprung aufzuhören, um seinen leicht lädierten rechten Sprungfuß zu schonen. Silas lieferte mit einem Satz über 6,47 m eine solide Leistung. Beide Athleten schlossen im Anschluß einen sehr guten Kugelstoßwettbewerb an, in dem sie Beide mit persönlichen Bestweiten aufwarten konnten. Till glänzte mit 10,67m und Silas stieß seine Kugel auf 11,99 m. Beim Hochsprung brannte Silas dann ein Feuerwerk ab. Er verbesserte sich im Hochsprung auf tolle 1,91 m und wurde vom heimischen Publikum frenetisch angefeuert. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte er sich in die Herzen der Zuschauer in Lage gekämpft. Till merkte seinen Sprungfuß beim Hochsprung ganz besonders und musste sich mit für ihn enttäuschenden 1,58 m zufrieden geben. Von dem abschließenden 400 m Lauf hatten sich die beiden Athleten mehr erwartet. Till ging den Lauf aus Unerfahrenheit leider etwas zu langsam an und konnte diese verlorene Zeit in der zweiten Hälfte der Stadionrunde nicht mehr gutmachen (53,12 s). Silas hatte sein Adrenalin im vorherigen Hochsprungwettbewerb etwas „verschossen“ und musste sehr schnell im Anschluss seinen Lauf bestreiten. Darunter litt die Zeit und er konnte sich nicht wie geplant, verbessern (51,51 s).
Der zweite Wettkampftag wartete ebenfalls mit guten Wetterbedingungen auf. Das ist für die erste Disziplin, den 110 m Hüdenlauf ganz besonders wichtig. Silas nutzte diese Bedingungen und lief mit 16,21 s ganz nah an seine Bestleistung heran. Till gelang dieses Kunststück in seinem ersten Zehnkampf ebenso. Auch er war mit erreichten 16,27 s nur wenig hinter seiner persönlichen Bestleistung zurück. Beim anschließenden Diskuswurf konnte Till mit erreichten 33,20 m zufrieden sein, auch wenn seine Trainingsleistungen die Erwartung einer noch größeren Weite geschürt hatte. Silas blieb mit 33,37 m ebenfalls etwas hinter seinen eigenen gesteckten Zielen zurück, allerdings konnte er sich damit trösten, dass beim Diskuswurf nicht viele Punkte verloren gegangen waren. Im Stabhochsprung kam der Disziplintrainer Wolfram Szentiks zum Einsatz. Unter seiner Regie gelang Till eine tolle Steigerung seiner Leistung (bei sehr kreativer Flugphase und Lattenüberquerung) auf eine Höhe von 3,60 m. Silas stellte mit einer Höhe von 4,40 m seine persönliche Bestleistung ein. Für beide Athleten war damit ein weiterer wichtiger Step in Richtung neuer Mehrkampfbestleistung getan. Leider gelang dem exzellenten Speerwerfer Till im Anschluß rein gar nichts und er musste mit für ihn sehr enttäuschenden 39,29 m den Speerwurf beenden. Silas traf es bei dieser Disziplin deutlich besser an. Er katapultierte das lange Gerät auf eine neue Bestleistung von 46,00 m und ging voller Selbstbewusstsein in seine letzte Disziplin. Till haderte mit sich und es dauerte eine Weile, bis er die Enttäuschung verdaut hatte. Die mutige und kämpferische Art und Weise, wie er in seinem ersten 1.500m Lauf in den Wettkampf zurück kam, zeugt von seinem Charakter. Er schonte sich nicht und blieb mit 4:53,25 min. auf Anhieb unter der magischen 5-Minuten-Marke. Der Lohn für seine Mühen war eine Gesamtleistung von 5.769 Puntkten und Platz 4 in seinem ersten Zehnkampf in der Altersklasse U20. Silas ist in dieser letzten Disziplin besonders stark. Er fightete bis zum Schluss und sicherte sich mit 4:29,67 min. seine neue Zehnkampf-PB, die nur zwei Zähler unter 6.800 Punkten endete.
Bis zu diesem Zeitpunkt glaubten alle an seinen Sieg als Meister. Erst bei der Siegerehrung wurde Silas gewahr (er wurde als Zweiter auf das Podest gebeten), dass aufgrund der offen ausgetragenen Wettkampfausschreibung, der Athlet Typ Rozok aus dem hessischen Hannover mit 16 Punkten Vorsprung als der Sieger geehrt wurde. Das (spezielle) Regelwerk des nordrheinwestfälischen Landesverbands besagt, dass ein offen ausgetragener Wettbewerb in der Hauptklasse zu einem Sieger führen kann, der nicht dem Landesverband angehört. Diese Regelung war auch dem Erstplazierten Tyl nicht bekannt. Er übergab in einer sehr emotionalen und sportlichen Geste seine Goldmedaille an Silas, der sich nun mit zwei Medaillen schmücken kann.